Die Therapie der chronischen Polyarthritis – Ein Meilenstein in der Medizingeschichte
Die chronische Polyarthritis (cP), auch rheumatoide Arthritis (RA) genannt, ist die häufigste chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung, die unbehandelt zu irreversiblen Knorpel- und Knochenschäden mit dauerhafter Störung der Gelenksfunktion führt.
In vielen Fällen verläuft die cP rasch und aggressiv, und es können bereits wenige Wochen nach Beginn der ersten Symptome an den Gelenken meist nicht mehr korrigierbare Zerstörungen nachgewiesen werden.
Neben der deutlich verminderten Lebensqualität durch Schmerzen und allgemeine Krankheitssymptomatik hat die cP auch starke sozialmedizinische Auswirkungen wie Einschränkung der Arbeitsfähigkeit, Erwerbsminderung und im fortgeschrittenen Stadium Hilfs- und Pflegebedürftigkeit.
Die Ätiologie ist unklar, sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse und Lebensgewohnheiten wie z.B. Rauchen scheinen Risikofaktoren für die Entwicklung einer cP zu sein.
Zur Diagnosefindung sind ein Gelenksstatus, ein Röntgen und Laborbefunde zu erheben.
Konventionelle Röntgenaufnahmen der Vorfüße, Hände und Handgelenke sind auch zur Dokumentation des Verlaufs sinnvoll.
Bei den meisten Patientinnen mit cP findet man im Blut Rheumafaktoren (RF) und Antikörper gegen citrullinierte Peptide und Proteine (ACPA). Eine cP kann auch bei Fehlen von RF und ACPA vorliegen (seronegative cP). Neben den Autoantikörpern finden sich bei florider cP unspezifische Entzündungszeichen wie erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und C-reaktives Protein (CRP).
Nach gesicherter Diagnose ist sofort eine „Basistherapie“ einzuleiten. Diese Medikamente stoppen die fortschreitende Gelenkszerstörung. Bis zu ihrem Wirkungseintritt und bei Schubsituationen kommt Kortison zum Einsatz („Feuerwehr“). Sollte es nicht gelingen, innerhalb von 6 Monaten die Krankheit zum Stillstand zu bringen, ist der Einsatz von Biologika gerechtfertigt. Unter Biologika versteht man Substanzen, die zielgerichtet in spezifische immunologische Abläufe eingreifen. Dank der Kombination von alten Basismedikamenten und neuen Biologika gelingt es bei den allermeisten Patienten die Krankheit zu stoppen und ihnen wieder eine selbständige Lebensführung zu ermöglichen. Regelmäßige Kontrollen durch den Facharzt für Rheumatologie gewährleisten einen sicheren Einsatz dieser Therapie.
Als Meilenstein in der Medizingeschichte der letzten 15 Jahre gilt, dass dank frühzeitiger Diagnostik, konsequenter ärztlicher Kontrollen und vor allem durch den Einsatz zielgerichteter Medikamente (Biologika) Patienten nicht mehr ein Leben im Rollstuhl führen müssen, sondern ohne Behinderung weitgehend normal leben können.